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Die Schwäche der Region wird Geschichte

Data publikacji: 25 kwietnia 2019 r. 11:47
Ostatnia aktualizacja: 25 kwietnia 2019 r. 12:10
Die Schwäche der Region  wird Geschichte
 

In Schwedt fand auf Einladung der Europaregion Pomerania das bereits 85. Deutsch-Polnische Unternehmerforum statt. Erneut diskutierte man über die Chancen einer gemeinsamen grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin. Der Geschäftsführer der Förder- und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern-Greifswald Ulrich Vetter meint: „In zwanzig Jahren wird die Strukturschwäche der Region Geschichte sein”.

Bislang findet sich im Projekt der grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin nicht allzu viel Platz für deutsche Institutionen, obwohl diese sich schon lange um enge Kontakte zu Stettin bemühten. Stettin ist aus deutscher Sicht das wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Oberzentrum auch für die Uckermark und Vorpommern. Frank Gotzmann, Amtsleiter in Gartz, betonte, dass eine funktionierende Verkehrsanbindung an Stettin entscheidend für die Entwicklung grenzüberschreitender Kontakte sei. Nicht nur Schwedter und Gartzer Kommunalpolitiker bemühen sich darum seit Jahren.

Gotzmann erinnerte an die langjährigen Bemühungen zur Modernisierung der Bahnlinien, deren Ziel ein Stundentakt für den Zugverkehr zwischen Stettin und Berlin sei. Um die Modernisierung der Bahnlinie Stettin – Angermünde zu erreichen, hätten Kommunalpolitiker der Grenzregion sich sogar an Bundestag und Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt. Und zwischen Stettin und Schwedt, die nur 50km trennen, gäbe es bis heute keine ÖPNV-Verbindung. Dabei sei das Interesse der Menschen an den Angeboten in der Grenzregion sehr hoch. Davon zeugten nicht zuletzt die Nummernschilder parkender Autos vor den Einkaufszentren in Stettin und Schwedt.

Zwischen Stettin und Schwedt

Der Schwedter Bürgermeister Jürgen Polzehl sprach über das Potenzial des Wasserweges Oder. Auf etwa 30 Hektar Fläcche entstand in Schwedt ein neuer Hafen für trimodalen Umschlag (Binnenschiff, Straße, Bahn). 2017 bediente er 313 Schiff, zur Hälfte unter polnischer Flagge. Umgeschlagen wurden 230.000 Tonnen Güter. Vor Ort fände sich die moderne Papierfabrik Leipa, eine zu 40 Prozent mit Müll aus Großpolen befeuerte Verbrennungsanlage und die PCK Raffinerie, die die Berliner Flughäfen mit Treibstoff versorgt. Benzin und Diesel gehen nach ganz Ostdeutschland und durch die Zusammenarbeit mit ORLEN auch in den Nordwesten Polens.

Über wirtschaftliche Verbindungen der Region sprach Marek Kubik, Leiter der Wirtschaftsförderungsagentur der Stadt Stettin. Mit Hinweis auf Investitionen von drei Milliarden Zloty in die Infrastruktur präsentierte er die Möglichkeiten Stettins als Hafenstandort für die Wirtschaft. Er unterstrich, dass alljährlich tausende hoch qualifizierter Absolventen der Hochschulen neu auf den Arbeitsmarkt gelangen.

In der IT-Branche und in Callcentern arbeiten bereits über 6000 junge Spezialisten, Büroflächen der Kategorie A erreichen schon bald die 200 000 Quadratmeter. Auch der Logistiksektor entwickele sich dynamisch. Neu sei die Flugverbindung nach Kopenhagen, was das Interesse dänischer Investoren an Westpommern bezeuge. Einzelheiten zu den Wirtschaftsbeziehungen in den skandinavischen Raum erläuterte Leszek Jastrzębski, Direktor des Regionalbüros für räumliches Management der Woiwodschaft Westpommern.

Chancen für die Uckermark

2015 hatte der Ausschuss für Raumordnung der Deutsch-Polnischen Regierungskommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit das Gemeinsame Zukunftskonzept 2030 für die Partnerschaft an der Oder in den  vier westlichen Woiwodschaften Polens und den vier östlichsten Bundesländer Deutschlands erarbeitet. In dieser Zukunftsvision findet sich auch die grenzüberschreitende Metropolregion Stettin wieder. Ihre Stärken sind die Grenzlage direkt an der Achse Berlin-Skandinavien, der Wasserweg, die Autobahn und die Eisenbahn, sowie das menschliche Potential. Die Metropole Stettin ist ebenso eine Chance für die entvölkerten Teile der Landkreise Uckermark und Vorpommern. Seit längerem interessieren sich Städter, die dem Lärm und Stress Stettins und Berlins entkommen wollen, an für die bezahlbaren Immobilien in den grenznahen Ortschaften.

Bessere Vermarktung

„Wir sollten uns in unserem Handeln nicht auf die Euroregion Pomerania beschränken“, sagte Silvio Moritz, Direktor des Investor Center Uckermark. Seit Jahren engagiert er sich für Projekte, die die Uckermark in Stettin bewerben. Er unterstrich, dass Stettin und das Grenzland zwischen großen Zentren wie Berlin, Hamburg, Kopenhagen, Posen und der Dreistadt Danzig liegen. Achtzig Prozent der Uckermärker sähen in einer Grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin einen Vorteil. „Wir haben eine wunderschöneLandschaft bis zur Ostsee, gute Zusammenarbeit bei Verwaltung und Service. Die Wirtschaftsförderung sollte verbessert werden und mehr Aufmerksamkeit muss der Vermarktung regionaler Produkte gewidmet werden“, sagt Moritz.

Während des Treffens kam auch der Bau einer Stettiner Metropolbahnlinie zur Sprache. Zieht man den erwarteten Zuzug in die Region in Betracht, sollten perspektivisch auch die  Stettin-nahen deutschen Orte einbezogen werden, denn den Zuwanderern aus den Großstädten müsse man mit entsprechenden Angeboten begegnen. Auch das sei eine Chance für Unternehmer aus Deutschland und Polen.

Dynamisch wie einst München

All das habe seinen Einfluss auf die schnelle Entwicklung der grenzübergreifenden Region Stettin, sagte Ulrich Vetter, Geschäftsführer der Förder- und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern-Greifswald. Er halte sogar eine Verdoppelung der Bevölkerung in der Region für möglich, so Vetter gegenüber dem Nordkurier. Damit könnte eine solch dynamische gesellschaftliche Entwicklung erreicht werden, wie sie seinerzeit München oder Frankfurt/Main erlebt hätten. Davon zeugten alleine die Zahl der Firmenneugründungen in Berlin oder Stettin, die wiederum zu einer Expansion dieser Städte führe. Dabei wachse Berlin weiter nach Osten und Norden, Stettin nach Westen. Dies, so Vetter, führe zur Stärkung der Region. Die strukturelle Schwäche würde damit Geschichte.

Zbigniew PLESNER

Freier Journalist, lebt in Szczecin

 Aus dem Polnischen von Mathias ENGER

Foto: Europaregion Pomerania e.V.

Ulrich Vetter, Visionär der Grenzregion 

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