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Ein Polendenkmal in Berlin

Data publikacji: 25 kwietnia 2019 r. 11:46
Ostatnia aktualizacja: 25 kwietnia 2019 r. 12:10
Ein Polendenkmal in Berlin
Die Ruine des Anhalter Bahnhofs in Berlin heute – in der Nähe könnte bald ein Polen-Denkmal stehen. Hier empfing Reichsaußenminister von Ribbentrop im November 1940 den sowjetischen Außenminister Molotow mit militärischen Ehren, nachdem ein Jahr zuvor die Teilung und Zerstörung der Zweiten Polnischen Republik durch den Hitler-Stalin-Pakt eingeleitet worden war. Ein interessantes Detail ist, dass Franz Schwechten (1841-1924), Mitarbeiter von Walter Gropius, den Anhalter Bahnhof entworfen hat. Er war auch Architekt des Quistorp-Turms in Stettin, der ebenfalls seit Kriegsende eine Ruine ist. Außerdem hat er das Residenzschloss in Posen, die St. Matthäus-Kirche in Łódź und die Gedächtniskirche in Berlin entworfen. Foto: Emilie MANSFELD  

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg durch den Überfall des Deutschen Reichs auf Polen. Zum 80. Mal jährt sich dieses Ereignis 2019. Wie wollen wir dies in Deutschland gedenken, wie erinnern wir daran in Berlin nachhaltig, über Generationen hinweg? Genauso wie viele andere Unterstützerinnen und Unterstützer der Polendenkmal-Initiative finde ich, die perspektivische Errichtung eines Denkmals wäre ein würdiges Symbol, welches die große Lücke in der deutschen kollektiven Erinnerungslandschaft sinnbildlich schließen könnte. Mag es noch eine Vision sein – auf dem nährreichen Boden der breiten deutsch-polnischen Unterstützungslandschaft könnte durchaus in der Zukunft ein Polendenkmal erwachsen.

Im November 2017 haben sich in Berlin Menschen zusammengetan, um an den Deutschen Bundestag und die deutsche Öffentlichkeit den Aufruf zu adressieren, ein „Denkmal in der Mitte Berlins zum Gedenken an die polnischen Opfer der deutschen Besatzung 1939-1945” (nachfolgend auch kurz: „Polendenkmal”, www.polendenkmal.de) zu errichten. Der Aufruf des früheren Präsidenten des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Florian Mausbach wurde und wird weiterhin von Persönlichkeiten aus der Mitte der deutschen Gesellschaft aus Politik, Wissenschaft, Religionsgemeinschaften und Kultur unterschrieben.

Sowohl der Direktor des Deutschen Polen-Instituts Prof. Dr. Dieter Bingen als auch die DPI-Präsidentin, die Bundestagspräsidentin a. D. Prof. Dr. Rita Süssmuth, haben das Denkmal mitinitiiert. Ich selbst begleite die Polendenkmal-Initiative wissenschaftlich koordinierend im seit März 2018 in Berlin Mitte eröffneten Büro des Deutschen Polen-Instituts (DPI). Für mich handelt es sich dabei nicht um irgendeine Aufgabe. Da ich selbst im Alter von elf Jahren aufgrund des Aussiedler-Status meiner Eltern von Polen nach Deutschland einwanderte und meine Familie gemischter, deutsch-polnischer Herkunft ist, liegen mir die deutsch-polnischen Beziehungen natürlicherweise am Herzen. Es beruhigt mich und zugleich motiviert es mich, dass es sich bei dem Wunsch nach einem Denkmal für die polnischen Opfer der deutschen Besatzung 1939-1945 um ein Projekt handelt, das in der polnischen Bevölkerung intuitiv ankommt, ja mehr noch, dem emotionalen wie rationalen Bedürfnis der Polinnen und Polen entgegenkommt, als Opfergruppe in Deutschland endlich wahrgenommen zu werden. Andersherum nehme ich eine gewisse Wissens- und Sensibilitätslücke auf der deutschen Seite wahr, was das Bewusstsein für die Verbrechen an den Polinnen und Polen im Zweiten Weltkrieg angeht – wir sprechen hier allein von sechs Millionen Ermordeten – und wie sehr das daraus hervorgegangene Leid immer noch heute in Polen eine Rolle spielt. Davon zeugen nicht zuletzt jüngste Forderungen nach deutschen Reparationen in Polen, die zwar mehr als juristisch fraglich und an sich nicht konstruktiv sind, aber in der polnischen Bevölkerung mehrheitlich Unterstützung fanden. Es ist Zeit, dass sich die deutschen und polnischen Positionen sowie Wahrnehmungen fast 80 Jahre nach dem feindlichen Überfall auf Polen weiter einander annähern – dazu könnte ein Denkmal meiner Meinung nach beitragen. Und das tut auch jetzt schon die anhaltende Debatte zu dem Denkmal, sei es in der Presse, bei wissenschaftlichen Tagungen oder bei den Gesprächsrunden im Deutschen Bundestag.

Wichtig ist zu betonen, dass es sich bei der Polendenkmal-Initiative um eine deutsche Initiative handelt, die aber das Ergebnis längerer deutsch-polnischer gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Debatten ist. Schon vor mehr als zehn Jahren hatte der Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Franken, Froben Schulz, darauf hingewiesen, dass in Berlins Mitte die polnischen Opfer mindestens genauso wie andere, bereits durch Denkmäler gewürdigte NS-Opfergruppen, ein Denkmal verdient hätten. Trotz seiner eigenen leidvollen Auschwitz-Erfahrung hatte sich außerdem der vor drei Jahren verstorbene deutsch-polnische Versöhner, der ehemalige polnische Außenminister Władysław Bartoszewski, dafür stark gemacht. Zuletzt hatten sich aber auch Menschen aus Politik und Verwaltung, die der aktuellen polnischen PiS-Regierungskonstellation angehören oder nahestehen, für ein entsprechendes Denkmal ausgesprochen – sich für die Initiative ausdrücklich bedankt und ihr Erfolg gewünscht. Fraktionsübergreifend – das ist in stark polarisierten politischen Landschaft Polens selten – unterstützen die Mitglieder der polnisch-deutschen Parlamentariergruppe dieses zivilgesellschaftliche deutsche Projekt.

Manchmal wird man dabei gefragt, ob es denn nicht der aktuellen polnischen Regierung zu sehr nützt, ob sie die Idee nicht instrumentalisieren kann. Dazu meine ich: Das ist so gut wie ausgeschlossen. Es handelt sich ja um keine polnischen Heldengeschichten, den wir hier Raum geben, sondern es geht uns um die Opfer der deutschen Besatzung 1939-45 in der Zweiten Polnischen Republik – übrigens einem multiethnischen, multireligiösen und multikulturellen Polen, das Hitlerdeutschland für immer zerstört hat. Diese Opfer lassen sich naturgemäß nicht einfach instrumentalisieren.

Die Initiative vermag nämlich in Deutschland noch so sehr diverse Meinungsäußerungen befördern und das Projekt manchmal Skepsis wecken (dazu siehe auch die deutschsprachige Pressedokumentation auf www.polendenkmal.de), aus polnischer Wahrnehmung beinhaltet es keine Kontroverse. In Polen überwiegt das Gefühl, dass die Zeit für so ein Denkmal schon überreif ist. Außerdem wird das Thema von Polinnen und Polen, auch der jüngeren Generation, sehr ernst genommen.

Indem man das Leiden der polnischen Opfer der deutschen Besatzung durch ein Denkmal in Berlin empathisch versinnbildlicht, zollt man auch dem würdigen Anliegen ihrer Nachfahren Respekt. So trägt Deutschland am Ende zur weiteren Versöhnung mit seinem Nachbarland Polen bei, da man verantwortungsvolle Geschichtsaufarbeitung betreibt – ohne sich auf dem Titel des vermeintlichen „Weltmeisters der Vergangenheitsbewältigung” auszuruhen.

Emilie MANSFELD

Mitglied der Kreisau-Initiative und Leiterin des Berliner Büros des Deutschen Polen-Instituts

 Erstdruck: Jahresrundbrief 2018 der Kreisau-Initiative (www.kreisau.de/fileadmin/kreisau/Publikationen/KI_Jahresrundbrief_2018_klein.pdf)

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