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Unmittelbarer Kontakt

Data publikacji: 28 czerwca 2018 r. 11:31
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
Unmittelbarer Kontakt
 

Es war meine erste Fahrt mit dem „Kulturzug”, der die deutsche mit der niederschlesischen Hauptstadt verbindet. Ich wurde gebeten, einen Vortrag über die Polen in Breslau vor 1939 zu halten und nach der Ankunft einen Stadtrundgang auf ihren Spuren zu organisieren.

Keine direkte Zugverbindung zwischen Berlin und Wrocław – das ist beschwerlich. Um von Wrocław in die deutsche Hauptstadt zu gelangen (und umgekehrt), muss man auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen. Meistens nehme ich das eigene Auto, aber auch dann ist die Sache nicht so einfach. Denn nach wie vor sind einige Dutzend Kilometer Autobahn hinter der Grenze in Richtung Wrocław nicht erneuert. Den grauenvollen Straßenbelag nennen manche Fahrer „die längsten Treppen der Welt”. Die Geschwindigkeitsbeschränkung und das monotone Stakkato der Räder über den bröckelnden Asphalt bildet die symbolische Grenze zwischen Ost und West. Und obwohl die Moderne auch bei uns schon in vielen Bereichen Einzug gehalten hat – wir sind in der EU – so macht sich der Reisende, sobald er ins polnische Grenzland einreist, bewusst, dass er in einer speziellen Gegend ist. Geht es vielleicht darum, sich in Demut und Geduld zu üben? So oder so: der weiße Fleck auf der Karte der Straßeninvestitionen in Polen an einem solch neuralgischen Punkt ist charakteristisch.

Als Wrocław 2016 Europäischen Kulturhauptstadt 2016 wurde, hätte das eine Gelegenheit sein können, die Anbindung zu verbessern. Der reguläre Zug Wrocław-Berlin wurde aber nicht wieder eingesetzt, die Autobahn auch nicht saniert.

Stattdessen verkehrt seit April 2016 am Wochenende der „Kulturzug” („Pociąg do kultury”) zwischen den beiden Städten. Er wurde ein Hit, im letzten Jahr erhielt er einen prestigeträchtigen Preis. Viele Fahrgäste nutzen ihn.

Der Zug vom Status eines Interregio-Expresses startet jeden Samstag und Sonntag früh in Berlin-Lichtenberg, nach vier Stunden über Cottbus, Forst und Legnica erreicht er Wrocław. Samstagabend kehrt er nach Berlin zurück und auch Sonntag gibt es einen Rückzug. Bald soll er auch freitags von Berlin fahren.

Der Zug hat nur zwei Waggons. Die Reisenden können im Zug eine Bibliothek nutzen, eine Ausstellung ansehen, sie kriegen Kopfhörer, um Musik oder einen Vortrag anzuhören. 38.000 Fahrgäste haben den Zug schon genutzt, das Ticket kostet 19 Euro in eine Richtung und man hat Rabatt in Hotels. Unterwegs hält der Zug nicht nur an seltenen Stationen, sondern auch zwischen Wald und Wiesen. Man kann frische Luft schnappen.

Da ich noch nie einen Vortrag im Zug gehalten hatte, habe ich das Angebot gern angenommen. Mein Thema: „Die Polen in Breslau vor 1939” gefiel ebenso wie der thematische Stadtrundgang für die Gewinner eines kleinen Wettbewerbs, der im Zug stattfand.

Ich stieg in Cottbus zu. Alle Plätze waren besetzt. Mir wurden Mikrofon und Kopfhörer ausgehändigt. Ich fühlte mich ein bisschen wie im Radio. Die Zuhörer sah ich nicht, vor dem Fenster flog die niederschlesische Landschaft vorbei. Als ich den Vortrag beendete, hörte ich entfernt Applaus. Danach kamen einige Leute zu mir und es entspann sich eine interessante Unterhaltung.

Für die Besichtigung in Wrocław war nicht viel Zeit, also konzentrierte ich mich auf drei Punkte: Universität, Ossolineum und Dominsel. Viel Aufmerksamkeit widmete ich den Gedenktafeln.

Die meisten Teilnehmer des Ausflugs waren zum ersten Mal in Wrocław. Wichtig war daher der Gesamteindruck, den diese Reise auf sie haben würde. Glücklicherweise war das Wetter gut und die Menschenmengen am Wochenende auf dem Marktplatz und in der Altstadt machen immer einen guten Eindruck.

Zweifelsohne lohnt sich das Universitätsmuseum. Die dortige Ausstellung entstand vor ein paar Jahren anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Hochschule. Ich finde, sie müsste heute überdacht, ja vielleicht sogar neu gestaltet werden. Mich überraschte, dass es keine Information gab über die Polen und polnischen Studentenorganisationen vor 1939. Früher hatte ich da gar nicht drauf geachtet.

Meiner Meinung nach umschifft die Ausstellung bestimmte historische Abschnitte der Hochschule. Sie zeigt den Glanz, aber Schattenseiten gibt es im Prinzip nicht. Der Besucher erfährt zum Beispiel nichts über die Nazi-Zeit, über totalitäre Regime in Wrocław, über den Rauswurf und die Verfolgung von Mitarbeitern und Studierenden.

Im Universitätsarchiv habe ich vor kurzem Materialien durchgesehen, es ging zum Beispiel um Schikanen gegenüber polnischen Studierenden vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Sie sind ein interessanter Beitrag zum tragischen Schicksal der Breslauer Polonia.

***

Der „Kulturzug” ist eine großartige Idee und das Interesse in Berlin gemessen an den Fahrgastzahlen groß. Die Menschen wollen das Nachbarland kennenlernen und das ist ein gutes Zeichen, besonders weil, weil man sich in den deutsch-polnischen Beziehungen noch immer um unmittelbaren Kontakt kümmern muss. Wie katastrophal die Situation in diesem Bereich ist, zeigt das neueste Barometer Polen-Deutschland 2018. 

Ich denke, wir sollten unser Angebot mit mehr Sorgfalt betrachten und es verbessern. Denn es gibt noch ein anderes Problem: Was hat der „Kulturzug” eigentlich den polnischen Reisenden zu bieten, die nach Berlin fahren?

Krzysztof RUCHNIEWICZ

* Historiker, Professor und Direktor des Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien

Konzert im Kulturzug

Foto: KULTURZUG

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